Von Julian Stella (jfzu.ch) – Im antiken Römischen Reich wurden dessen Bewohner zu Recht für den hohen Lebensstandard beneidet, der sich zum Beispiel an der fortschrittlichen Strasseninfrastruktur oder der Wasserversorgung widerspiegelte.
Historiker sind der Ansicht, dass zwischen dem Ende der Republik und den Anfängen des Römischen Imperiums eine so starke wirtschaftliche Entwicklung stattfand, wie sie erst wieder im 18. Jahrhundert in Europa beobachtet werden konnte. Es stellt sich nun die Frage, wie die florierende Wirtschaft der Antike zustande kam und weshalb das Römische Reich schlussendlich zusammenbrach.
Wenn wir uns an den Geschichtsunterricht in der Schule erinnern, kommen uns wahrscheinlich die Einfälle der Barbaren als Hauptursache für den Untergang des Römischen Reichs in den Sinn. Dies kann jedoch nicht der Wahrheit entsprechen, da die Barbaren seit jeher versuchten, Rom einzunehmen und immer kläglich scheiterten. Aus militärischer Sicht waren die Truppen der Barbaren des 4. und 5. Jahrhunderts in keiner Weise stärker als die besiegten Truppen der früheren Jahrhunderte. Viele Germanen wollten sich sogar in Rom integrieren um ihren Wohlstand zu erhöhen.
Was war also die Ursache für den Zusammenbruch dieser antiken Zivilisation, welche von einer hohen Arbeitsteilung und interregionalem Handel geprägt war?
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass das Römische Reich als Konsequenz des Sozialismus zusammengefallen ist.
Es war der Wohlfahrtsstaat, welcher die prosperierende Marktwirtschaft in Rom zusammenbrechen liess. Das Motto der Regierenden lautete „panem et circenses“, also Brot und Spiele für alle. Es wurden merhmals in der Woche Spiele veranstaltet, um die breite Bevölkerung zufriedenzustellen und Brot wurde täglich durch die „Annona“,eine Regierungsorganisation,welche für die Verteilung des Brotes zuständig war, fast gratis an die Bewohner abgegeben.
Nun hatte die fast kostenlose Abgabe von Brot durch den Staat dazu geführt, dass die Bauern ihre Produkte nicht mehr gewinnbringend verkaufen konnten. Sie waren natürlich nicht in der Lage mit kostenlosem Brot zu konkurrieren. Dies hatte den Effekt, dass immer mehr Bauern ihr Land verliessen und nach Rom zogen um selbst von der Wohlfahrt zu profitieren. So erstaunt es nicht, dass die Bevölkerungszahl in Rom stetig zunahm und bald eine Million Menschen in der Stadt lebten. Dieses Bevölkerungswachstum hatte natürlich zur Folge, dass immer mehr Geld nötig war, um den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren, doch die Staatskassen waren leer.
Den Kaisern erschien es als einfachste Lösung, die Währung zu entwerten. Sie vermehrten die Geldmenge (Inflation) , indem sie den Goldgehalt der Münzen senkten, um die stetig steigenden Staatsausgaben zu finanzieren.
Doch die Inflationierung der Währung zeigte keine Wirkung ausser, dass eine massive Preisteuerung einsetzte, besonders bei Nahrungsmitteln, was die kostenlose Verteilung von Nahrung natürlich noch schwieriger gestaltete.
So kamen die Regierenden im 3. Jahrhundert auf die Idee, staatliche Höchstpreise einzuführen. Nun ist es offensichtlich, dass ein solch massiver Eingriff in den Markt Konsequenzen zur Folge hatte. Einerseits sank die Produktion von landwirtschaftlichen Produkten massiv, da die Produktion für die Bauern schlichtweg unrentabel war.
Andererseits stieg die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten, aufgrund der staatlich diktierten Tiefstpreise, stark an.
Als die Regierenden sahen, dass immer mehr Bauern ihr Land verliessen, um in die Stadt zu ziehen, versuchten sie wie immer die Symptome und nicht die Ursachen zu bekämpfen, indem ein Dekret erlassen wurde, wonach es den Bauern nicht mehr gestattet war, ihr Land zu verlassen.
Je strenger die Höchstpreise durchgesetzt wurden, umso schwieriger wurde die Situation für die Stadtbevölkerung, welche auf den Kauf von Nahrungsmitteln angewiesen war. Doch der Handel mit Weizen und anderen Nahrungsmitteln verschwand fast vollständig, sodass viele Bewohner Roms auf das Land zogen und versuchten, selber Weizen anzubauen.
Gleichzeitig hörten die Grossgrundbesitzer auf, Überschüsse an Weizen, etc. zu produzieren, da der Handel aufgrund der Höchstpreise unrentabel war. Da sie ohne die Gewinne aus dem Weizenhandel auch kein Geld für den Kauf von kunsthandwerklichen Waren hatten, widmeten sie sich der eigenen Produktion dieser Waren.
Die Bürger, welche aus der Stadt geflohen waren, sahen sich nun häufig dazu gezwungen, von einem Grossgrundbesitzer (patronus) ein Stück Land zu pachten, um nicht zu verhungern. Die rechtliche Stellung dieser Arbeiter (coloni) wurde immer schlechter, so dass sie im 4. Jahrhundert faktisch als Eigentum des Grundherren betrachtet wurden.
Was also am Höhepunkt des Römischen Reichs ein bestens vernetzter internationaler Markt war, verwandelte sich Schritt für Schritt in eine Autarkie, in ein Feudalsystem.
Die florierende Wirtschaft und der damit verbundene Wohlstand zerfiel als Konsequenz des Wohlfahrtsstaats, der Inflation und der interventionistischen Politik.
Die eingangs erwähnten Barbaren besetzten also lediglich die Überreste der einstigen Wirtschaftsmetropole der Antike, denn den Bürgern von Rom war es mittlerweile lieber, Sklaven der Barbaren zu sein, als unter dem steuerlichen und interventionistischen Druck der römischen Kaiser zu stehen.
Wie sähe heute unsere Welt wohl aus, wenn das prosperierende liberale System der Marktwirtschaft im Römischen Reich nicht aufgrund des Sozialismus zusammengebrochen wäre?
Vielleicht gäbe es schon Linienflüge zum Mond.
Es bleibt festzustellen, dass die Geschichte nicht immer mit wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Fortschritt einhergeht. Die Menschheit kann auch Rückschritte machen, wie der soeben beschriebene Fall zeigt.
Um Ludwig von Mises zu zitieren:“ Die Zivilisation der Antike verschwand aufgrund der Unfähigkeit, ihre moralischen Vorstellungen und ihr Rechtssystem an die Anforderungen der Marktwirtschaft anzupassen.“
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