Von Lew Rockwell (lewrockwell.com via Globale Freiheit) Rockwell: Dr. Walter Block müsste einer der produktivsten Wissenschaftler in Amerika sein. Er hat 300 Zeitschriftenartikel geschrieben, vielleicht 1000 Kolumnenartikel. Er hat 10 Bücher geschrieben. Er hat 20 weitere bearbeitet. Nicht nur das, er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Loyola University in New Orleans, wo er Inhaber des Harold E. Wirth Lehrstuhls ist. Er ist ein Senior Fellow am Mises Institute und ein Libertärer in der Tradition von Murray Rothbard.
Mich haben einige Leute gefragt, was genau ist dieses Nichtaggressionsprinzip, dass Libertäre für so essentiell halten. Warum ist es wichtig? Nun, e s könnte keinen besseren Mann geben, um dies zu erklären, als Walter Block Walter, toll, dass du hier bist.
Block: Oh, ich bin froh, hier zu sein. Vielen Dank für die Einladung.
Rockwell: Du wirst mit uns das Nichtaggressionsprinzip erklären?
Block: Ja . Ich sehe das Nichtaggressionsprinzip als so ziemlich das Wesen des Libertarismus. So wie ich das sehe, ist es ein bisschen wie ein Tipi, wissen Sie, mit Stöcken, und es gibt kleine Stöckchen, die oben aus dem Tipi hinausgucken, und dann treffen alle die Stöcke zusammen, und gehen sie hinunter zum Boden des Tipis. Und genau dort, wo all die Stöcke zusammenkommen, befindet sich das Nichtaggressionsprinzip. Und das ist die Essenz des Libertarismus.
Und das Nichtaggressionsprinzip sagt, dass es nur – na ja, es heißt in der Tat, dass es nur… – Sie haben einen wunderschöne pinke Krawatte, Lew, und ich bewundere die schon die ganze Zeit. Und es gibt zwei Möglichkeiten, dass ich diese pinke Krawatte von dir bekommen kann. Zum einen kann ich sie auf eine Art bekommen, die mit dem Nichtaggressionsprinzip kompatibel ist, und zum anderen kann ich sie auf eine Art bekommen, die mit ihm inkompatibel ist. Nun, was würde kompatibel sein? Nun, zum einen könnte ich sagen: ”Lew, ich gebe dir fünf Dollar für die Krawatte.” Und du sagst nein. Und ich sage: ”Wie wäre es mit 10, 20, 50?” Oder ich kann sagen: ”Ich werde dein bester Freund für immer sein, wenn du mir die Krawatte gibst, oder ich gebe dir meine Uhr für deine Krawatte.” Alle diese Methoden wären freiwillige Methoden. Und diese sind mit dem Libertarismus kompatibel. Aber ich könnte mir auch einfach die Krawatte schnappen und damit wegrennen, oder ich könnte eine Waffe ziehen und sagen:“Wenn du mir die Krawatte nicht gibst, werde ich auf dich schießen “, oder etwas in der Art. Und das würde das Nichtaggressionsprinzip verletzen – (lacht). Das wäre ein glasklarer Fall von Verletzung des Nichtaggressionsprinzips. Und alles, was der Libertarismus sagt, ist, dass der einzig richtige Weg, die Krawatte von dir zu bekommen, der einzig legitime Weg ist, Krawatten oder Essen oder Kleidung sonst irgendetwas von Menschen zu bekommen, mit deren Einverständnis ist. Und die andere Art und Weise, bei der man sich vom anderen einfach mit Gewalt etwas nimmt, nun, das ist der falsche Weg.
Nun, wenn du das den meisten Menschen sagst, und du sagst, das ist alles, um das es beim Libertarismus geht, werden sie erwidern:“ Nun, dann bin ich ein Libertärer; ich glaube nicht daran, dir einfach deine Krawatte zu nehmen”. Der Unterschied zwischen Libertären und den meisten Leuten ist, die lediglich Lippenbekenntnisse zum Nichtaggressionsprinzip geben, ist, dass wir es wirklich ernst meinen. Wir sind da fanatisch. Wir schlussfolgern daraus. Und weißt du, im Sport sagen sie der Weg zum Erfolg ist es, das Ziel nicht aus den Augen zu lassen? Nun, in der politischen Ökonomie ist die Methode, um erfolgreich zu sein – aus der Perspektive eines Libertären – das Nichtaggressionsprinzip nicht aus den Augen zu lassen; es niemals zu verletzen, egal was passiert.
So, zum Beispiel, wenn drei von uns hier hineinkommen und wir alle deine Krawatte wollen und jetzt halten wir eine Wahl , ob wir Lew die Krawatte wegnehmen sollen, und wir alle stimmen dafür, sie dir zu nehmen – wir sind Demokraten, also erlauben wir dir, mit abzustimmen und du stimmst mit Nein, wir nehmen deine Krawatte. Nun, auch wenn eine Demokratie dafür stimmt – und Hans Hoppe hat einen brillantes Buch geschrieben, “Demokratie, der Gott der keiner ist” – so in etwa, der genaue Titel fällt mir nicht ein. Und was er dort sagt ist, dass, selbst wenn es die Regierung tut, es immer noch Zwang ist. Es ist immer noch unrechtmäßig. Es ist immer noch unmoralisch. Es ist immer noch unvereinbar mit dem Nichtaggressionsprinzip.
Nun, so wie ich es sehe, gibt es eine entgegengesetzte Seite der Medaille, die libertäre Seite der Medaille. Auf der einen Seite ist das Nichtaggressionsprinzip. Auf der anderen Seite der Medaille, ebenso wichtig, sind die Eigentumsrechte. Denn, sieh, angenommen ich nehme deine Krawatte und renne weg. Habe ich eine Aggression gegen dich begangen? Nicht unbedingt. Es hängt davon ab, wer der rechtmäßige Eigentümer dieser Krawatte ist. Wenn du sie mir gestern gestohlen hast, und jetzt sehe ich dich frech mit ihr vor mir sitzen und ich nehme sie mir zurück, nun, dann bin ich im Recht, und du im Unrecht. Also bin ich, auch wenn ich mir deine Krawatte greife, immer noch kompatibel mit dem Nichtaggressionsprinzip. Du bist der Bösewicht, weil du sie mir gestern gestohlen hast.
Gut, nun muss man fragen, wie Libertäre Eigentumsrechte rechtfertigen. Und die Art und Weise, die sich aus Rothbard und Locke und Hans Hoppe und Stephan Kinsella und anderen Libertären Theoretikern, die das gut ausgearbeitet haben, ergibt, ist im wesentlichem ursprüngliche Aneignung. Der erste Typ, der seine Arbeit mit der Krawatte oder mit den natürlichen Zutaten, aus denen die Krawatte besteht, mischt, ist ihr rechtmäßiger Eigentümer. Also, wenn ich mir eine Kuh ursprünglich aneigne und du Mais anbaust, und wir dann miteinander handeln – dann besitzt du nun Mais und ich besitze die Milch von der Kuh. Wie sonst können Eigentumsrechte abgeleitet werden? Nun, Robert Nozick benutzt diesen Satz – er war auch ein guter Libertärer in vielerlei Hinsicht, wenn auch kein perfekter, wie keiner von uns; wir alle bemühen uns hier. Was er sagte, ist, dass es legitime Übertragungen von Eigentumstiteln gibt. Nun, ein legitimer Transfer von Eigentumstiteln ist Handel. Ich tausche dir die Milch, die ich produziert habe, und jetzt bekomme ich den Weizen, den du produziert hast. Und auch wenn du nun die Milch nicht produziert hast und ich nicht den Weizen produziert habe, können wir doch unsere Eigentümerschaft auf ursprüngliche Aneignung und Handel zurückverfolgen. Nun, was sind die anderen Möglichkeiten, es zu tun? Nun, es gibt Geschenke, es gibt Wetten, es gibt alle möglichen Arten der legitimen Übertragung von Eigentum, die nicht gegen das Nichtaggressionsprinzip verstoßen.
Also ich denke, das wäre das Wesen des Libertarismus, das Nichtaggressionsprinzip und Eigentumsrechte. Und mit diesen bewaffnet, und wenn wir unser Ziel nicht aus den Augen lassen – in unserer Analyse des Libertarismus nicht zu weit ab vom Ziel landen. Was wir nun tun ist dies auf alle möglichen Arten von seltsamen Fällen anzuwenden. Mein Buch, Defending the undefendable, ist zum Beispiel ein Versuch, es anzuwenden. Wir versuchen, es auf Abtreibung anzuwenden. Wir versuchen, es auf Krieg anzuwenden. Wir versuchen, es auf Mietpreisobergrenzen oder Mindestlöhne oder einfach alles mögliche anzuwenden. Und die Frage, die wir stellen, ist eine einfache: Verletzt dies oder jenes das Nichtaggressionsprinzip oder Eigentumsrechte, oder tut es das nicht? Du kannst es auf freie Meinungsäußerung anwenden. Du kannst es auf Erpressung, Verleumdung, auf allerlei seltsame und exotische Dinge anwenden. Und es ist wunderbar – es ist wie eine Art magische Laterne oder ein Sesam öffne dich, ein Schlüssel zum Verständnis der politischen Ökonomie vom libertären Standpunkt. Sie müssen nur streng anwenden und keine Ausnahmen zulassen.
Rockwell: Walter, unser lieber Freund, Murray Rothbard, hat einmal gesagt, dass der Staat eine Bande von Dieben in großem Maßstab ist. Ist eine Regierung nicht eine permanente Verletzung des Nichtaggressionsprinzips? Ich meine, hat nicht alles, was eine Regierung tut, Zwang als Grundlage? Wenn du einen Strafzettel nicht bezahlst, und lange genug Widerstand leistest, behaupten sie, das Recht zu haben, dich zu töten. Also bedeutet nicht der Glaube an das Nichtaggressionsprinzip, dass du nicht an den Staat glauben kannst?
Block: Lass mich ein wenig erzählen, wie ich zum Libertarismus gekommen bin. Zuerst bin ich dahin durch Ayn Rand und Nathaniel Branden gekommen, und deren Sicht ist der Minimalstaat. Das heißt, die Regierung hat eine legitime Funktion, und die ist, die Menschen vor bösen Jungs zu schützen. Und zu diesem Zweck gibt es drei und nur drei legitime Aufgaben der Regierung. Eine ist, Armeen zu unterhalten, um ausländische böse Jungs von uns fernzuhalten; nicht um Menschen in anderen Ländern angreifen, sondern sie von uns fernzuhalten; Polizei um einheimische bösen Jungs von uns fernzuhalten; und Gerichte um die guten von den bösen Jungs zu unterscheiden. Und das schien ziemlich vernünftig für mich. Und ich denke, die meisten Libertären sind Minarchisten oder Minimalstaatslibertäre. Wenn du eine Umfrage unter Menschen, die sich selbst Libertäre nennen, machtest, denke ich, wäre das die am weitesten verbreitete Ansicht.